Fujis X-E2 und das 55-200

Die X-E2. híer mit einem XF 3,5-4,8/55-200

Spekuliert wird ja schon eine ganze Weile über die Fragestellung, ob denn nun endlich mal eine neue X-Pro herauskommt. Gerüchten zufolge sollte das gute Stück über einen APS-C-Sensor mit 24 Megapixeln verfügen, einen Hybrid-Autofokus wie die X-T1 und vielleicht den eigentlich genialen Hybridsucher verfügen, mit dem man durchaus sehr gut arbeiten kann, wenn man das so will.

Bis das soweit ist, habe ich mich verausgabt und zu einer X-E2 gegriffen, die mir eigentlich ausreicht und für mich eine durchaus sinnvolle Ergänzung zur X-Pro1 darstellt.

Hier mal die Gründe:

  • Der Autofokus ist bei schlechtem Licht schneller und genauer.
  • Das 55-200er Telezoom ist eigentlich dafür gemacht
  • …weil der Suchermonitor höher auflöst und schneller reagiert,
  • …und die grundsätzliche Bedienung der der X-Pro1 ähnelt.
  • Sie nimmt als Zweitkamera nicht so viel Platz in Anspruch und ist deutlich leichter. Ein guter Rucksack wiegt mitsamt sechs Objektiven und zwei Kameras rund 5 Kg.
  • Das Stativ kann leichter sein.

Der wesentliche Nachteil der Kamera sollte aber nicht unerwähnt bleiben: Mit dem 55-200er Zoom, ständig laufendem Bildstabilisator und kontinuierlichem Autofokus ist der Akku nach etwa 150 Bildern leer. Was lernen wir hier wieder: Energiesparen will gelernt sein. Dazu kann man folgendermaßen vorgehen:

  • Augensensor aus und nur den Sucher benutzen
  • Auf den kontinuierlichen Autofokus verzichten
  • Keine Bildkontrollen mit der Kamera

…und landet dann wieder beim immer wieder Gesagten: Je mehr herumgespielt wird, desto weniger Aufnahmen sind möglich. Das ist aber nicht nur mit der X-E2 so. Macht man das so, sollten die angegebenen 350 Aufnahmen damit drin sein.  Warum der notwendige Ersatzakku keine nennenswerte Zusatzbelastung ist, steht im nächsten Absatz. Man muss eben einen dabei haben oder umsichtig mit der Ladung umgehen.

Im Vergleich wiegt eine Canon 5D2 mit drei brauchbaren Zooms im selben Rucksack schon rund 8 Kg und das Stativ nochmals weitere drei bei einem Packmaß von 80cm. Das jetzt verwendbare, weil ausreichend stabile, Togopod kommt auf ganze 900 Gramm bei 35cm. Damit stehen hier rund 11Kg gegen etwa 6 Kg mit zwei Zooms und den mittlerweile vorhandenen weiteren vier Primes(14,23,35 und 56mm) und zwei Kameras(X-Pro1 und X-E2). Wenn ich eine zweite Canon einpacken würde, wäre das nochmal ein knappes Kg mehr und richtig lichtstarke Festbrennweiten hätte ich noch nicht dabei. Wenn man das mal weiterdenkt und sich überlegt, wie das auf einer Wanderung aussieht, heißt das, dass ich noch rund 5 Kg Proviant mitmehmen kann, um das Gewicht der Canon zu erreichen. Das sind eine Menge Kalorien für eine Wanderung, denke ich. Hätte ich die mit der Canon dabei, wären wir schon bei 16 Kg. Man sollte aber wissen, dass es sich beim Proviant vor allem um Trinkwasser handelt.

Wie sich gezeigt hat, muss man vor allem bei Wanderungen durch die Harzwälder einen gewissen Grad an Dunkelheit einkalkulieren. Ich habe bei schönem Wetter mit ISO 200 und kleinen Blenden durchaus schon Verschlusszeiten von einer Sekunde und mehr erreicht. Und wenn man bei Landschaften Schärfentiefe braucht, wird das Dreibein zur Überlebensfrage. Ein Bildstabilisator reicht einfach nicht so weit, auch wenn er schon einen gewissen Gewinn von immerhin drei Blenden darstellt. Man sollte nicht davon ausgehen, dass Leute wie Ken Rockwell, der keine Stative mag, damit richtig liegen.

Die Bildqualität würde ich im Bereich der X-Pro1 einstufen. Mit Einschränkungen allerdings. Man hat das Entrauschen schon so weit getrieben, dass auch Aufnahmen mit ISO 6400 schon fast rauschfrei sind. Mit dem Nachteil, dass Bilder von Baumrinde in der Velvia- Simulation schon aussehen wie die Plastiktannen der Modellbahnanlage aus meiner Jugend.

Bis 3200 ISO ist das aber noch akzeptabel, wie sich bei einer Party gezeigt hat. Mit dem EF-20 und einer so kleinen Kamera geht als Resultat schon eine Menge Lomo, vor allem, wenn man mit dem 14er herummacht, das man auf eine hyperfokale Entfernung einstellt. Die Entfernungsskala ist etwas ungenau, man kann sich Blende 11 auf Unendlich eingestellt vormerken und hat von etwa 0,7m an alles in der Schärfeebene. Der Verzicht auf den Autofokus macht aus daraus eine hervorragende und extrem schnelle Schnappschusskiste.

Die Rechnung ist einfach: Leitzahl des Blitzes bei ISO 100: 20, bei 400=40 und bei 1600 sind wir schon bei 80. Das bedeutet, dass man bei 3200 ISO auf eine Leitzahl von 112 kommt. Bei Blende 11 ergibt das eine Maximalreichweite von rund 10 Metern bei voller Leistung!

Viel Produktives ist mit dieser Kamera noch nicht entstanden, aber ich habe sie benutzt, um meine Fotolia-Testbildchen zu schießen. Die Ablehnungen wegen zu schlechter Qualität bei einer Zufallsauswahl waren mit dieser Kamera und der X-Pro1 interessanterweise niedriger als mit Bildern aus der Canon 5D2. Mal wieder ein Grund, ganz darauf umzusteigen. Wissenschaftliche Ansprüche stellte ich aber bei dem Testlauf nicht. Ich war nur neugierig.

Zum 55-200. Ich habe das Objektiv zum Kitpreis bei einem Händler vor Ort erworben. Das machte das Ganze immerhin nochmals einen Hunderter billiger als bei Einzelkauf.

Die Fertigungsqualität ist aus meiner Sicht sehr gut, kann aber mit einem L-Objektiv von Canon nicht mithalten, wenn ich hier mal das 4/70-200 als Maßstab anlege. Allerdings ist es deutlich leichter und in der Abbildungsleistung auch noch ein bisschen besser. Zudem hat man im APS-C-Format auch noch den Konvertereffekt der 1,5fachen Brennweitenverlängerung ohne Lichtstärkenverlust.

Was ich vermisse, ist -wie beim 18-55 auch- eine Skala zur manuellen Fokussierung und den klassischen Blendenring. Auf der anderen Seite kann man hier aber auch das tun, was ich mit dem 18-55 mache. Da schalte ich die Kamera auf Blendenautomatik und regle die Blende indirekt über die Verschlusszeit. Für die fehlende Entfernungsskala gibt es keinen wirklichen Workaround, abgesehen von der Benutzung der Anzeige im Kamerasucher.

Der Unterschied liegt vor allem darin, dass es wirklich auf das APS-C-Format gezüchtet ist und damit eine bessere Qualität abliefern kann als das Canon im Kleinbildformat. Allerdings hinkt so ein Vergleich deutlich. Es stehen hier 16Mp auf APS-C gegen 21MP auf Kleinbild im Raum.  Man sagt, Kleinbildobjektive seien schwerer zu bauen. Ich glaube nicht daran: Die Fertigungstoleranzen müssen eher kleiner sein, weil sich bestimmte Fehler wie z.B. bei der Zentrierung deutlicher auswirken können. Zumindest bei meinem Objektiv konnte ich bisher aber keinen Fehler feststellen. Insoweit kann ich sagen, das zumindest ich mit dem guten Stück soweit zufrieden bin.

 

 

 

 

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